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Oliver Reichenstein: Design-Ikone über das Arbeiten ohne Deadlines, warum echte Produktinnovationen Zeit brauchen und die Zukunft der künstlichen Intelligenz
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Oliver Reichenstein ist der Gründer von iA (Information Architects). Ursprünglich als Digitalagentur gestartet, ist seine Firma mittlerweil…
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Dec. 6, 2024

Oliver Reichenstein: Design-Ikone über das Arbeiten ohne Deadlines, warum echte Produktinnovationen Zeit brauchen und die Zukunft der künstlichen Intelligenz

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Swiss Pioneers

Oliver Reichenstein ist der Gründer von iA (Information Architects). Ursprünglich als Digitalagentur gestartet, ist seine Firma mittlerweile weltweit bekannt für ihre Apps iA Writer und iA Presenter, die bisher bereits über 3 Millionen Mal verkauft wurden.

In dieser Episode sprechen wir über Olivers Designphilosophie, warum man sich auch in unserer schnelllebigen Ära Zeit nehmen muss, um echte Produktinnovationen auf den Markt zu bringen, und welche Auswirkungen künstliche Intelligenz auf unsere Gesellschaft hat.

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KAPITEL

00:00) Intro: Oliver Reichenstein
(01:05) Makers Knowledge: "Ich mache, also weiss ich"
(08:20) Produktentwicklung ohne Deadlines
(20:03) Fokus auf Qualität
(38:43) Entstehung von Produktinnovationen
(46:53) Marketing von Innovationen
(53:11) Sinnvolle Nutzung von Künstlicher Intelligenz
(59:35) AI's gesellschaftliche Implikationen
(01:20:32) Challenge an die Zuhörer

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LINKS UND RESSOURCEN

- https://ia.net

- https://ia.net/writer

- https://ia.net/presenter

- Makers Knowledge: https://www.linkedin.com/pulse/makers-knowledge-present-time-productatheart-rpxee

 

Transcript

Oliver Reichenstein [00:00:00]:
Die Emotionen finden nur statt, wenn man immer wieder scheitert. Es braucht enorm viel Zeit, nur einen kleinen Schritt vorwärts zu machen, bis es endlich funktioniert. Es sind immer so viele Schritte. Das ist wie beim Brotbacken. Der erste Zopf ist eine Katastrophe. Der zweite ist schon besser, der dritte. Und wenn man dann einen Zopf machen will, der besser ist als der, den es gibt, dann braucht es ewig lange und dann ist es vielleicht nur Glasur, die man herbekommt. Und in der Softwareentwicklung ist das auch so. Und das in einem typischen Unternehmen klar zu machen, ist enorm schwierig. Sie wollen immer sofort grosse Innovationen. Wie kann man noch den Fuss aufs Pedal legen, aber Innovation geht in den minimalsten Schritt vorwärts.

Sandro Meyer [00:00:52]:
Unser heutiger Gast ist Oliver Reichenstein, der Gründer von IA, kurz für Information Architects. Ursprünglich als Digitalagentur gestartet, ist seine Firma mittlerweile weltweit bekannt für ihre Apps «IA Rider» und «IA Presenter», die bis heute über 3 Mio. Mal verkauft wurden. In diesem Gespräch reden wir über Olivers Designphilosophie, warum wir finden, dass man sich auch in unserer schnelllebigen Ära Zeit lassen muss, wenn man wirkliche Produktinnovationen auf den Markt bringen will, und welche Implikationen die künstliche Intelligenz auf unsere Gesellschaft hat. Das war der Swissbiont's Podcast. Wenn dir die Show gefällt, abonniere uns auf YouTube oder in deinem Podcast-Player. Und jetzt, meine lieben Freunde, ein Gespräch mit Oliver Reichenstein. Willkommen, Oliver, auf dem Swissbiont News Podcast.

Oliver Reichenstein [00:01:47]:
Ich freue mich, hier zu sein. Ähm

Sandro Meyer [00:01:51]:
Wir fangen gerade mal an. Ich bin auf dich gekommen durch eine Präsentation, die du gegeben hast. Die nennt sich, oder hat sich genannt, Maker's Knowledge. Und du hast heute einen Satz gesagt, ich zitiere ihn schnell. Ich zeige es auf E-Deutsch. Wir können etwas nur dann wirklich verstehen, wenn wir es selbst gemacht haben. Kannst du das kurz auspacken für uns? Also weisst du, warum liegt dir dieses Thema am Herzen?

Oliver Reichenstein [00:02:31]:
Ja, Das hat natürlich sehr viel mit meinem Hintergrund zu tun. Ich habe Philosophie studiert. Und Philosophie kann man, wenn man es freundlicher formulieren will, als Kunst des Denkens bezeichnen. In diesen sechs, sieben Jahren an der Universität liess man viele schwierige Texte. Man grübelte und diskutierte, was das bedeuten könnte. Man versuchte, die ganze Zeit die Welt in den Kopf zu bekommen. Nach sechs, sieben Jahren hatte ich langsam genug davon. Ich dachte, ich müsse in die andere Richtung gehen und meinen Kopf in die Welt bringen. Dann gibt es fast nichts Besseres als Design. Design ist die Vorbereitung, ein Produkt zu machen. Das Planen, Erdenken, Erstellen. Auch das Leben mit Feedback der Leute, die das brauchen. Das war wirklich genau die andere Richtung. Das war natürlich nicht so ganz klar, als ich aufgehört habe zu studieren. Ich habe den Job gebraucht und dann hiess es, jetzt gibt es Internet, das kennst du schon. Ich habe dort als Informatiklehrer gearbeitet und bin dort fast 25 Jahre in die andere Richtung gegangen. Ziemlich genau 25 Jahre in die andere Richtung. Ich habe aber auch weiterhin Philosophie studiert, auch in meiner Freizeit. Das machen nicht alle. Viele haben die Schnauze voll.

Sandro Meyer [00:04:02]:
Ein bisschen nerdig.

Oliver Reichenstein [00:04:02]:
Das ist gut. Es ist wirklich Man kann es vergleichen mit Naturwissenschaften studieren. Wenn du dir irgendwann die Relativitätstheorie nahe rechnest, machst du das nicht nur noch zum Spass, wenn du einen anderen Job hast. Aber man hat es nie losgelassen. Und Etwas hat mich immer an dieser Philosophie gestört. Ich habe nie Ich habe nie diesen Ausweg gefunden. Die Vorstellung, dass alles im Kopf passiert, dass man sich im Kopf selbst erklären kann, warum man existiert. Ich denke, also bin ich. Das kam mir immer sehr suspekt vor. Dann kam ich mehr oder weniger per Zufall über einen anderen modernen Denker, Luciano Floridi, der inzwischen an der Universität Yale unterrichtet, auf Giambattista Vico gestossen. Ein italienischer Philosoph, Napolitaner, der quasi das Leben lang versucht hat, Descartes zu widerlegen. Da stiess Wicco. Ein italienischer Philosoph, Napoletaner. Er versuchte quasi sein Leben lang, Degard zu widerlegen. Er fand, Degard Ich denke, Ich hätte die völlig falsche Richtung gehabt. Er fand, er mache also Also weiss ich. Das ist eher so das Ding. Ich würde es noch etwas erweitern. Wir machen deshalb, wissen wir. Es ist nicht nur ein Fehler, zu denken, man könne sich die Welt im Kopf alleine erklären, sondern man könne sich die Welt nur erklären im Austausch, im Machen von Sachen. Und im Austausch und in der Diskussion mit anderen. Das ist jetzt sehr weit ausgeholt, sehr abstrakt. Es gibt ein viel einfacheres Beispiel, das wir alle gut kennen. Jedes Mal, wenn wir etwas mit den Händen machen, z.B. Das Basteln oder das Brot, gibt es auch Leute, die selbst Bier brauen. Man kommt aus dieser Erfahrung heraus mit einem sehr tiefen Verständnis für das, was Brot ist. Man kann es zwar noch nicht so machen wie der gute Saurteigbäcker, der Brot kaufen würde. Der Zopf ist irgendwie sehr hefig und fein geworden. Man bildet sich dann irgendwie ein, er riecht nicht gut, aber es braucht dann länger, bis man dazukommt. Je länger man an diesem Brot arbeitet, desto besser versteht man das. Das geht uns fast überall so. Immer wenn wir etwas machen, bekommen wir ein viel besseres Verständnis dafür, was wir da gemacht haben. Das war in Jean-Baptiste's Grundkredo. Er sagte, wir könnten nur wirklich verstehen, was wir machen. Wenn man schaut, wie man in der Schule Sachen lernt, ist das das Gegenteil. Die Schüler sitzen dort, fast wie in einem Meeting, wie in einer PowerPoint-Präsentation inzwischen, und höre dem Lehrer zu und wiederhole das. Ob sie es verstanden haben oder nicht, wird dann quasi beurteilt anhand dessen, wie genau sie das wiederholen können, was der Lehrer oder die Lehrerin gesagt hat. Das sind alles Themen, die mich als Vater, als Designer, als ehemaliger Philosophiestudent beschäftigen. Ich habe mich dann verdieft in das Maker's Knowledge. Das ist bei Jean-Baptiste Avicco nur eines der vielen Themen. Es ist das interessanteste Thema. Es ist ein Thema, das seine neue nuova sciencia, darauf wollte er seine neue Wissenschaft aufbauen. Aber er hat es irgendwie verdobelt. Er hat kein gutes Produkt gemacht aus dieser unglaublich starken These, dass es nicht darum geht, herauszufinden, ob man existiert, indem man das mit dem eigenen Kopf denkt, sondern indem man es macht. Man erfährt die Welt, indem man es macht. Er geht sogar so weit, dass er sagt, dass auch die Naturwissenschaft, die wir nicht genau nachmachen können, weil für Jean-Baptiste Vico das Gott ist, der die Welt geschaffen hat. Aber wir können sie nachbauen. Und die Experimente sind nicht aufschlussreich, weil man dort messen und Theorien bestätigen kann, durch die genaue Messung, sondern weil man im Experiment die Welt nachbaut. Und das hat mich unglaublich eingelüchtet, weil was mich am meisten bewegt hat in den Chemiestunden oder in den Physikstunden. Man hat nicht gemessen, ob die Metallkugeln und die Federn genau gleich schnell fallen. Es war nicht die Stoppuhr, die beweiste, dass sie gleich schnell sind, sondern Das ganze Aufbauen dieser Gerätschafte, zu sehen, wie die Kugeln runterfallen, was man da macht. Wenn man selbst für diese Experimente bauen durfte, war es noch viel eindrücklicher.

Sandro Meyer [00:08:57]:
Es ist dann auch einfach, dass man ein tiefes Verständnis der Materie erlangt, wenn man es wirklich macht. Eigentlich, wenn du das so sagst, ist es ja logisch. Und gleichzeitig, wenn ich in die Businesswelt schaue, ist vieles sehr kopflastig geworden. Man macht viele Pläne und stellt grosse Roadmaps auf. Ich habe in Firmen gearbeitet, in denen man zum Teil drei Jahre Roadmap gemacht hat. Und dann arbeitet man einen Monat daran und merkt so, aha... Also man geht eigentlich ins Machen rein und dann merkt man so, aha, okay, das geht ja gar nicht so. Also der Plan ist eigentlich nichtig, nach einem Monat schon. Wieso hast du die Präsentation an die Product Managers gegeben?

Oliver Reichenstein [00:10:02]:
Die Product Managers sind mir in vielen sehr nahe. Sie sind an der Schnittstelle zwischen Marketing und Sales, zwischen oberen Management, die ihre Roadmaps sehen wollen, in Praxis umgesetzt, die immer die Zahlen anschauen, die Zahlen hoch und runter. Und natürlich diejenigen, die Produkte machen, die technischen Seiten, aber auch die Designseiten. Für mich als Unternehmer ist das sehr nachvollziehbar. Ich bin als Unternehmer eher ein Produktmanager. Es sollte mehr auf die Zahlen schauen. Aber im Laufe der Jahre haben wir gemerkt dass man vielleicht nicht einfach alles imitieren sollte, was man in den Businessbüchern vorfindet. Dass man einen Projektmanager hat, eine Roadmap und Deadlines, dass man sich genau an diese Dinge halten muss, weil man das so halt macht. Wir hatten früher auch Roadmaps, wo wir bis März und Juni das machen wollten. Wenn es im März nicht bereit war, machten wir Druck und Stress. Wir dachten, wir müssen das launchen. Wir sagten, wir machen das im März. Für mich war das jetzt auch absurd. Ich fand immer, dass wir, die wir für Kunden und Zeitungen für die Tagesanzeigen in der Schweiz oder für die Zeit in Deutschland, immer so Deadlines hatten. Erstens waren die Deadlines entweder zu lang oder zu kurz. Und häufig gehen sie nach Q1, Q2, Q3, Q4, was nicht unbedingt Sinn macht, wenn man ein neues Produkt entwickelt, weil man häufig gar nicht weiss, wie lange das dauert. Wenn man einem Team zu viel Zeit gibt, verdobeln sie diese Zeit. Sie denken, es muss erst im Dezember fertig sein. Wenn man einem Team zu wenig Zeit gibt, das weiss man häufig nicht so genau, bevor man nicht begonnen hat, setzt man sie enorm unter Druck. D.h., sie können Ich sage mal, die Axt nicht schliffen. Sie können sich nicht richtig vorbereiten, sie machen keine Research. Sie bauen kein solides Fundament, sondern gehen einfach voll darauf los. Und am Schluss dauert es dann noch viel länger, als wenn man ihnen mehr Zeit gegeben hätte. Das heisst, man kann eigentlich nur Zeit verlieren, wenn man diese Roadmaps, diese Zeitplanung viel zu strikt macht, nach Q1, Q2, Q3, Q4, mehr oder weniger zufällig eigentlich. Oder wenn man irgendwie so sagt, ja, wir haben das jetzt aber so abgemacht, wir haben das so geplant. Und dann haben wir, mit der Zeit sind wir so wie in das Einkommen, Wir haben ja nicht einmal gefunden, dass wir die Roadmaps bei Kunden blöd finden. Warum machen wir das? Wir haben einfach aufgehört.

Sandro Meyer [00:12:53]:
Wir haben

Oliver Reichenstein [00:12:53]:
aufgehört zu sagen, dass wir das bis Dezember Wir müssen die nicht mehr schätzen, schauen, wie viel Zeit es braucht, zu wissen, ob wir uns das leisten können, ob wir uns das leisten sollten, was priorisieren sollen. Das machen wir immer noch alles genauso. Aber wir kommunizieren jetzt auch keine ETAs mehr. Das ist völlig Gift. Es hat auch ein wenig mit der Industrie zu tun, weil in der Softwareentwicklung ist es extrem schwierig abzuschätzen, wie lange das geht. Das kleinste Feature kann sehr lange dauern. Und zwar nicht einfach wegen Missmanagement, sondern weil einfach immer viele Dinge basieren, die man nicht vorausgesehen hat. Und

Sandro Meyer [00:13:29]:
wie sieht das jetzt bei euch konkret aus? Wie sieht das bei euch konkret aus? Ich habe auch in vielen Start-ups gearbeitet.

Oliver Reichenstein [00:13:40]:
Und

Sandro Meyer [00:13:43]:
du nimmst eigentlich mit dem, was du vorgeschlagen hast, den ganzen Rhythmus aus.

Oliver Reichenstein [00:13:46]:
Wenn du dir das vorgeschlagen hast, nimmst du

Sandro Meyer [00:13:46]:
den ganzen Rhythmus aus. Ich hatte einmal das Gefühl, bei Firmen sind die Pläne, die Roadmaps und die Quartalspläne wie ein Rhythmus, ein Herzschlag der Firma. Das heisst, als ihr langsam losgelassen habt von diesen Sachen, wie sieht das heute aus? Wie muss man sich das vorstellen, wie ihr neue Produkte entwickelt? Es sind jetzt auch physische Produkte drin, aber auch Softwareprodukte. Wie redest du mit deinem Team? Sagst du einfach, mal schauen Fange mal an, Research zu machen, dann schauen wir mal.

Oliver Reichenstein [00:14:37]:
Wir haben schon eine Roadmap, aber die hat keine fixe Zeitachse. In dieser Roadmap sind auch Zeit... Wie soll ich sagen? Estimates? Ja, Schätzungen. Schätzungen sind drin. Das müssen wir machen, zu schauen, ob wir das leisten können. Ob unser Team das leisten kann. Was wir bauen, ist immer genau priorisiert. Wir stimmen uns auch jede Woche ab. Diesen Rhythmus halten wir ein. Die verschiedenen Teams stimmen sich wöchentlich ab. Marketing, Design und Technologie haben ihre Sitzungen. Dann besprechen wir, wo wir sind. Sind wir schneller, sind wir langsamer? Warum, was können wir machen, Führerscheine zu machen. Man kann natürlich nicht einfach einem Entwickler unendlich viel Zeit geben, schau mal, machst was du willst, sondern man muss schon auch schauen, macht das jetzt noch Sinn oder sind wir jetzt zu diesem Teil verliebt. Wenn du Entwickler hast und die haben gerne auch ein gutes Design, dann kann es sein, dass es nie fertig wird. Eine Feature ist nie perfekt. Wir leiden manchmal ein bisschen unter dem, dass wir zu weit gehen. Und weil wir sowohl in der Entwicklung als auch im Design sehr, sehr präzise sind, sind wir nie so schnell wie andere Unternehmen. Aber das ist okay, weil wir auf Qualität setzen. Jetzt aber nochmals kurz zurück zu Makers Knowledge. Und was uns trotzdem, wie soll ich sagen, sehr effizient macht in unserer Arbeit, das ist, dass wir sehr schnell ein Produkt in den Händen haben wollen. Und zwar bin ich von der felsenfesten Überzeugung, dass Je schneller du etwas tatsächlich mit den Händen berühren kannst, auch wenn es digital ist, desto genauer ein Gefühl bekommst, ob es etwas wird oder nicht. Wir machen schon auch Designs, damit wir wissen, in welche Richtung wir gehen. Aber bei den meisten neuen Features haben wir innerhalb von zwei bis drei Wochen schon einen Prototypen, mit dem man testen kann, ob das funktioniert. Und diese Prototypen entwickeln sich dann weiter bis zum finalen Produkt. Und da sieht man auch immer sehr genau, ob es Fortschritte gibt oder nicht. Jetzt haben wir keine, aber ich habe jetzt einen nachlässigen Entwickler, der einfach sagt, er habe Probleme entdeckt. Ich musste zuerst eine Research machen, herauszufinden, ob es geht. Die gibt es auch, aber zum Glück gibt es keine. Wenn jemand mehr als einen Monat nicht vorwärtskommt, sieht man es einfach im Prototyp. Und So muss ich auch nie schauen, ob ein GitHub wirklich arbeitet oder ob man nur Kommentare schreibt. Man sieht es im Prototyp. Wir alle brauchen Prototypen. Wir alle lesen auch Customer Feedback. Wir sind dort sehr wenig abgeschottet in unseren Teilbereichen. Also wir haben alle immer ein Auge auf, wo wir jetzt mit dem neuen Feature. Leute, die Support machen, die testen zum Beispiel unsere Prototypen, weil sie genau wissen, wo die Pain-Points sind im Produkt drin. Und so schaffen wir es dann auch jetzt mit einem sehr kleinen Team, Innovation nach Innovation herauszulassen. Das ist das Problem, Wenn man zu sehr auf die mathematische Zeit schaut, bringt man keine Innovationen stand. Denn Innovationen finden nur statt, wenn man immer wieder scheitert. Es braucht enorm viel Zeit, nur einen kleinen Schritt vorwärts zu machen, bis es endlich funktioniert. Es sind immer so viele Schritte. Das ist wie beim Brotbacken. Der erste Zopf ist eine Katastrophe. Der zweite ist schon besser. Wenn man einen Zopf machen will, der besser ist als der, dann braucht es ewig lang. Dann ist es vielleicht nur Glasur, die man herbekommt. In der Softwareentwicklung ist das auch so. Das einem typischen Unternehmen klarzumachen, ist enorm schwierig. Die wollen immer sofort grosse Innovationen, morgen zack, zack. Wie kann man noch den Fuss aufs Pedal legen? Aber Innovation geht in den minimalsten Schritt vorwärts. Wenn man sich die Dampfmaschinen anschaut Man sagt immer, James Watt habe Dampfmaschinen entwickelt. Aber James Watt hat eine Legierung entwickelt für ein Teilchen, das ein anderes Teilchen braucht, damit die Kurbelwelle funktioniert und nicht brecht. Wenn man zurückgeht und sieht, wie viele Schritte es brauchte, bis die Dampfmaschine funktionierte, geht man bis ins alte Griechenland zurück, zur Eleo-Pil. Da gab es Dampfmaschinen, u.a. In der Bibliothek von Alexandria, die man brauchte, Bälle in die Luft zu werfen. Von dann bis zur Dampfmaschine haben enorm viele kleine Entwicklungen stattgefunden. Bei Software-Entwicklungen ist es das Gleiche.

Sandro Meyer [00:20:06]:
Wieso hast du das Gefühl Ich habe das in meiner Erfahrung auch Ein wichtiger Fehler, weshalb der Podcast existiert, ist auch, weil ich selber genug von diesem Wachstum hatte. Es geht eigentlich nur darum, wie man möglichst schnell und gross werden kann als Firma.

Oliver Reichenstein [00:20:36]:
Wie kann man möglichst

Sandro Meyer [00:20:36]:
schnell, möglichst gross werden als Firma? Und ich habe einfach gemerkt, dass es Pionierinnen und Pionier da draussen gibt, die das Ganze ein bisschen anders angehen. Und wie du sagst, das fand ich extrem spannend, okay, ja, ihr habt keine Zeit, also ihr habt zwar den Constraint Zeit nicht mega fest, aber dafür geht ihr schneller ins Machen und macht das so wie ihr wollt. Das heisst ihr sucht relativ schnell Feedback in der Welt, aber auch bei euch im Team, wenn ich das richtig verstanden habe. Nur mit diesem Feedback kannst du dich verbessern, wo die mit dem Roadmap zwar schon weiter sind in der Planung, aber noch nicht mal angefangen haben.

Oliver Reichenstein [00:21:31]:
Ich denke, es gibt viele Fehler, die in der grösseren Industrie gemacht werden, und viel Stress entstehen, Das kommt daher, dass man viel zu stark auf die Zahlen schaut und viel zu stark an diese Zahlen glaubt. Wir machen vielleicht den gegenteiligen Fehler. Wir schauen so sehr auf die Qualität, dass manchmal meine Frau, die Bücher macht, wachrüttelt und sagt, dass es gleich fertig ist, es fehlt noch etwas. Vielleicht solltest du Marketing machen und noch ein paar Apps mehr verkaufen, damit wir rauskommen. Es ist schon wichtig, dass man beides macht. Ich denke, die Zahlen sind dazu da, dass man auch Es ist ein Instrument, bessere Produkte zu bauen. Aber es ist nicht alles. Es heisst nicht, dass du eine tolle Firma hast, wenn du viel Geld machst. Du kannst viel Geld machen mit ziemlich schäbigen Geschäften und mit ziemlich schäbiger Qualität. Das beschäftigt mich sehr. Ich sehe z.B. Ich will nicht einfach nur die Unternehmer anklagen, die nur auf die Zahlen schauen. Wir sind als Konsumenten eben auch so. Wenn du dir anschaust, welche Unternehmen viel Geld machen, dann gibt es auch Unternehmen, die mehr oder weniger Wert auf Qualität legen. Aber Ikea, Timu oder Zara, Fast Fashion, die machen sehr viel Geld. Wir kaufen diese Sachen, weil es günstig ist. Wir schauen auch auf die Quantität. Wir haben es damit abgefunden, dass wir, wenn die Sachen kaputtgehen, uns nicht aufregen, weil wir wissen, dass es ein Deal ist. Wir zermüllen immer mehr die Welt mit Grümpel, fühlen uns aber auch gar nicht gut dabei, obwohl wir Geld gespart haben, und haben uns schon an das System gewöhnt. Es ist ein enormer Zynismus in uns als Konsumenten wie auch auf der Unternehmensseite. Ich habe immer das Gefühl, dass die Dinge ineinander spielen. Wenn die Leute sagen, es gebe so viel Desinformation im Internet, dass auch Müll produziert wird Und dann Ja, Natürlich gibt es Leute, die davon profitieren und das dann absichtlich produzieren. Aber es ist immer noch ein Bedürfnis für die schlechte Qualität. Was

Sandro Meyer [00:24:17]:
braucht es, dass man diesen Weg gehen kann. Denn schlussendlich, das was man ja oft hört, ist so, hey wir müssen einfach unsere Rechnungen zahlen und unsere Investoren sagen, Wir müssen so viel wachsen und 20% reicht nicht, es müssen 60% sein. Und nichtsdestotrotz haben ganz wenige Selbstvertrauen und den Mut, etwas langsamer zu machen. Und diese Zeit mit Vertrauen geben, damit man nachher gleich weit ist, als wenn man hektisch arbeitet. Und sogar, Wenn man schnell arbeitet, muss man ja viele Abkürzungen nehmen. Es geht einfach nicht anders. Man hat nur Genies dabei, die extrem tief in der Materie sind. Aber auch das ist irgendwie schwierig. Aus deiner Sicht, was braucht es, so zu arbeiten? Ist es einfach ein gewisses Vertrauen, ein Mut? Wie würdest du es umschreiben?

Oliver Reichenstein [00:25:34]:
Es braucht sicher auch Mut. Es braucht Mut, Dinge anders zu machen als alle anderen. Aber ich würde sagen, es ist eigentlich Sehr langweilig. Es braucht dazu Vernunft. Wenn du Wenn du schäbigen Mist produzierst und viel Geld dabeimachst und du bist ein einigermassen vernünftiger Mensch, nur einigermassen, du musst nicht gleich Pfarrer sein Dann fühlst du dich nicht gut dabei. Wenn du aber gutes Brot backst, gutes Bier brauchst oder Apps machst, die den Leuten helfen, bekommst du auch ein entsprechendes Feedback, das etwas bedeutet. D.h., das, was du jeden Tag machst, von morgens bis abends, bedeutet etwas, wenn dir die Leute Feedback geben, dass sie dir in den App-Berufs schreiben mögen. Früher hatte ich es immer, es erinnerte mich an die Schule. Ich kann mir gar nicht vorstellen, mit etwas anderem zu schreiben. Ich weiss nicht, warum, aber es fühlt sich so viel besser an. Ich sitze am Morgen an, fange an zu schreiben. 5 Uhr merke ich, dass ich aufs WC gehen muss. Es gibt Feedback in der Art und Weise, bei dem man plötzlich das Gefühl hat, was man macht, bedeutet etwas für andere Leute. Sie freuen sich daran. Mein Leben macht Sinn. Wenn man diese Erfahrung gemacht hat, dann weiss man, dass es etwa gleich viel wert ist, wie dass ich meine Rechnungen zahlen kann. Vernunft kommt dann ins Spiel, wenn man sich sagt, man könne nicht immer nur auf Qualität setzen, weil das die Konkurrenz kaputt macht. Sie bringen ein neues Feature nach dem anderen raus. Der Markt funktioniert anders. Sie gehen immer gratis rein und versuchen, sie mit Werbung oder mit Upsales zu lehnen. Das ist die Realität, mit der man umgehen muss. D.h., man muss vernünftig sowohl die Zahlen als auch die Qualität im Auge behalten. Wenn man das einigermassen hinbekommt, dann hat man ein Unternehmen, an das man Freude hat, an dem auch die Mitarbeiter glücklich sind. Das ist genauso wichtig wie die Kunden. Dann möchte man das nicht einduschen für irgendwie für einen 30-Mio.-Exit oder so. Das ist relativ schwierig Dann möchte man das nicht für einen 30-Mio.-Exit einduschen. Es ist relativ schwierig, als Erwachsener in einem Beruf tätig zu sein, bei dem man das Gefühl hat, dass es Sinn macht, was ich mache. Ich bereite anderen Leute Freude mit dem, was ich mache. Leider, wie immer, wenn man etwas macht, das eine monetische Dimension hat, kostet es immer auch viel. Es ist einfach teuer, gute Dinge zu machen. Im moralischen und qualitativen Sinn. Jetzt klingt es, als würde ich nur gute Dinge machen. Es braucht eine Balance. Man muss auch schauen, dass man die Rechnungen zahlen kann, sonst kommt man gar nicht weiter. Und da muss man leider auch mal einen Abstrich machen

Sandro Meyer [00:28:53]:
an Qualität. Ja, es ist einfach... Das Spannende finde ich, dass oft, wenn ich... ...Konversationen zuhöre von nicht nur Unternehmern, eigentlich vielen, die irgendwie ambitioniert sind und irgendetwas anstreben. Kann auch auf privater Ebene sein. Es wird oft an gewissen Kennzahlen festgemacht, wo man nach aussen kommunizieren kann. Sagen wir jetzt bei Business ist das, wie viel Umsatz machst du, wie viele Mitarbeiter hast du. Und das sind zwei gute Beispiele, weil beide Sachen sagen überhaupt nichts aus über das Produkt und den Mehrwert. Das heisst, was du beschrieben hast, ist der innere Wert. Das ist mehr so der extremste, das du gerade raus sagen kannst. Ich habe das Gefühl, die meisten fokussieren eigentlich meistens auf das. Und das was du jetzt angesprochen hast mit der Vernunft, ist mehr so, hey, ich fokussiere auf das, was sich für mich gut anfühlt, gute Qualität, dass Mitarbeiter happy sind und stolz auf das Produkt, dass ich stolz bin auf Produkte, die wir rauslassen. Und Vernunft kommt rein so, ja, und das Ganze, dass es nicht alles runterfällt und dass ich das weiterhin machen kann, müssen wir halt auch die Zahlen anschauen. Ich habe ein Interview, das ich mit einem Filmschaffenden gemacht habe, letzte Woche. Ich habe ihn gefragt, was es für ihn heisst, was Erfolg für ihn bedeutet. Und er hat gesagt, Erfolg für ihn bedeutet, dass er das das Leben lang machen kann. Ich fand das eine super Antwort, weil er Filmemachen liebt und er sagt, dass er sein Game des Filmemachens so gut spielt, dass er immer weiterspielen kann, dass er andere Filme machen kann, sich so verbessern kann und so den Impact am Schluss von seinem Produkt vergrössert. Das hört man nicht so oft. Das fand ich eine schöne Gedanke.

Oliver Reichenstein [00:31:22]:
Das kann ich bestätigen. Für mich ist es aber auch wichtig, dass ich dass ich Wie soll ich sagen? Dass ich ohne grössere Sorgen sonst leben kann. Das gehört auch zur Lebensqualität. Ich lebe jetzt in einem Zelt. Und Ja Der Familie und allen Mitarbeitern geht es ihnen gut. Das ist schon auch wichtig. Da gibt es natürlich auch Unterschiede zwischen einem Rockmusiker, der sagt, für ihn gilt nur Musik, oder für einen Filmemacher vielleicht auch. Für mich gilt v.a. Ein Film zu machen. So künstlerisch unterwegs bin ich dann auch nicht.

Sandro Meyer [00:32:06]:
Das stimmt, aber gleichzeitig könntet ihr viele Designentscheidungen machen, die mehr auf euer Spell & Sheet einzahlen würden, die ihr aber nicht macht. Das heisst, es ist eine relativ klare Entscheidung. Und ich bin es natürlich schon ein bisschen am Übertreiben auf der Seite von den softeren Erfolgskriterien. Logisch. Klar wollen die meisten zuerst mal, hey, mir muss es irgendwie gut gehen und sonst wird es schwierig. Aber ja, ich würde auch ein bisschen zurückstoßen, wie du gerade gesagt hast, weil schlussendlich machen die ja schon absichtlich Entscheidungen, die nicht unbedingt... Du hast mir gerade vorher auch gesagt, dass ihr nicht sehr viel in Marketing investiert habt. Sondern ihr habt eigentlich etwas gemacht, was heute viele sagen, ist sehr schwierig. Ihr macht ein gutes Produkt und das findet nachher Anklang und wird Millionen Mal heruntergeladen.

Oliver Reichenstein [00:33:14]:
Also Ich kann zwei konkrete Beispiele machen, die miteinander verbunden sind. Was das in der Praxis heisst. Es ist sehr abstrakt, dass man das Vernunft abwägen muss. Ein sehr konkretes Beispiel ist, als vor bald zwei Jahren die HGBT plötzlich vom Markt kam. Alle schrieen, es sei alles anders, man müsse nicht mehr schreiben, nicht mehr gestalten, keine Filme mehr machen, alles künstliche Intelligenz. Das waren wir im ersten Augenblick schon etwas überrascht, wie gut die künstliche Intelligenz menschliche Sprache imitieren kann. Plötzlich, über Nacht. Das wussten bis dato nur relativ wenige Leute. Dass die Sprachsimulationsmaschinen so weit sind, dass es fast aussieht, als ob sie denken könnten. Das tun sie nicht, können sie nicht, weil sie keinen Körper haben. Aber es sieht so aus. Es ist unglaublich, wie schockierend nahe eine solche künstliche Intelligenz an einem Obersemester-Philosophiestudenten, wenn er Kant interpretiert. Das ist wirklich erstaunlich. Das hat mich im ersten Augenblick völlig entsetzt. Als ich das erste Mal war, habe ich die Kritik der reinen Vernunft, die schweren Stellen, herausgelesen und gefragt, was genau steht. Und Ich habe fast nicht geglaubt, wie gut das funktioniert. Dann haben wir gesagt, dass es Trouble gibt, weil wir eine Schreib-App machen. Wenn die künstliche Intelligenz von Anfang an besser schreibt als 95 % der Bevölkerung, braucht es weniger Leute, die unsere App schreiben. Die Maschine macht alles. Wir haben das durchgedacht und gesagt, wenn alles von Robotern geschrieben und gelesen wird Der Pitch wurde so gemacht. Man muss keine E-Mail mehr lesen oder schreiben. Dann geht die E-Mail von Roboter zu Roboter. Das macht gar keinen Sinn mehr. Die ganze Wie soll ich sagen? Der ganze Vertrag, den wir darüber abgeschlossen haben, warum wir miteinander kommunizieren, bricht auseinander. Wir haben uns überlegt, wie alle das sofort implementieren. Jede App, jedes Betriebssystem hat eine künstliche Intelligenz. Apple hat etwas mehr gewartet, was ich grundsätzlich für vernünftig halte. Aber alle anderen sind mit Ellenbogen voll reingegangen. Wir sind die Ersten. Notion hatte nach zwei Monaten schon AI. Das war natürlich JGPT, wo sie so geschminkt haben. Sehr viele Start-ups, alle machten AI. Alle nahmen eine bestehende Software und knallten JGPT rein. Das wurde uns schon nach zwei Monaten sehr deutlich geworden. Und dann haben wir gesagt, was machen wir jetzt, wenn jetzt alle JatJPT haben? Wir könnten jetzt so viel Geld verdienen, wenn wir das auch machen würden. Denn alle unsere Apps sind textbasiert. Wir haben eine Präsentations-App, die textbasiert ist. Das wäre Das ist gemacht für JGTBT. Nein, das machen wir nicht. Denn wenn es alle machen, dann bist du wie alle anderen und verlierst komplett jedes Existenzrecht als Produkt. Was kann man machen? Was passiert, wenn alle plötzlich Jajibiti drin haben? Dann habe ich mir gedacht, was es dann brauche, wäre ein App, die dir zeigt, was du bist und was künstliche Intelligenz ist. Wir brauchen genau das Gegenstück dazu. Wir bauen jetzt eine Funktionalität, die auch diejenigen, die Chachipiti brauchen, denn Es wird eine Realität sein. Wenn etwas so praktisch ist, setzt es sich immer durch. Man kann es gut oder schlecht finden. Man muss realistisch sein und sagen, dass es sich durchsetzt. Es ist in vielen Fällen extrem praktisch. Aber die Schwierigkeit, die entsteht, wenn man einem Menschen, der das ehrlich braucht, nicht Desinformation zu säen oder für all die bösen Dinge, die man damit machen kann, sondern die finden, das sei ein praktisches Tool, sie machen viele Tippfehler. Oder sie fehlen oft Gesprächspartner beim Schreiben. Sie wollen das jetzt brauchen. Man sagt nicht, das sei eine Böse, die GGBT sei immer schlecht, weil sie so viel Energie braucht und alles gestohlen hat. Wir sind sehr pragmatisch und sagen, es wird sich durchsetzen. Aber der Mensch, der Chatship-ID braucht, wird mit der Zeit nicht mehr wissen, was er oder sie selbst geschrieben hat. Dem Bedürfnis kommen wir jetzt nach. Wir bauen eine Autorenschaftsfunktionalität ein, die sicherstellt, dass man immer sieht, aha, das habe ich geschrieben, das hat Chachi bei dir geschrieben, das habe ich hinein gepasted, das habe ich schon verändert. Und das haben wir jetzt vor fast einem Jahr fertig geworden mit dem, wir haben ein Jahr lang daran entwickelt. Und jetzt, wo Apple mit Apple Intelligence herauskommt, sind wir bereit. Als, glaube ich, einzige Firma. Ich glaube, Grammarly hat inzwischen auch gemerkt, dass das eine gute Idee ist. Sie haben versprochen, dass sie auch so etwas bauen werden. Was ich grundsätzlich richtig finde. Wenn sie nicht das Design 1 zu 1 kopieren, ist das okay. Aber wenn die Leute jetzt beginnen, Apple Intelligence zu benutzen, in unserer App, dann sehen sie immer, was sie selbst geschrieben haben und was von Apple Intelligence geändert wurde. Das ist ein konkretes Beispiel dafür, wie wir abgewogen haben, ethisch gegen praktisch, oder Qualität gegen Quantität. Jetzt könnte ich mir vorstellen, dass das uns sogar dann auch ökonomisch hilft, wenn wir jetzt bereit sind, als einziges Unternehmen für Apple Intelligence, für die Leute, die das wünschen. Damit sie unterscheiden können, was sie selbst gedacht haben und

Sandro Meyer [00:39:24]:
was von der Maschine runtergerattert wurde. Was mich wundern nimmt, ist Es scheint, wie du es erzählst, offensichtlich zu sein, dass das das Gegenteil von dem ist, was alle anderen machen. Aber wie kommt ihr zu diesen Insights? Ihr habt ja ein paar solche Sachen bei eurem Produkt, die nicht viele machen. Das heisst, da sind irgendwelche tiefe Insights drin. Ist das ein Gedanke von, Wenn ein Gedanke geformt wird, der Insight, ist das so, dass man das machen muss. Und danach entwickelt man an dem Produkt. Über ein Jahr ist es, sagst du, so gegangen. Oder ist es so, man zieht an einem roten Faden und schaut mal, der stirbt ab, da hat es nichts dahinter. Wie kommt das zustande? Also Ich mache vieles anders. Weisst du, wie

Oliver Reichenstein [00:40:29]:
es funktioniert? Ja, Das ist so. Man spürt einfach, dass es da etwas gibt. Das erste Mal. Es gibt etwas. Was ist,

Sandro Meyer [00:40:39]:
wenn es etwas gibt und nichts?

Oliver Reichenstein [00:40:43]:
Man weiss es einfach. Da gibt es etwas. Wenn alle das Gleiche machen und das Gefühl entsteht, es gibt einen ganz anderen Weg, ich weiss zwar noch nicht genau, wie das aussieht, aber ich muss das zuerst verstehen, dann geht man davon ab, etwas zu bauen. Bei mir ist der erste Schritt, dass man etwas designt. Und im Laufe der Zeit Die Idee klingt jetzt sehr fertig und offensichtlich. Aha, wir grauen einfach das ab, was gefallen ist. Das ist gar nicht so weltbewegend. Aber der ganze Schritt, bis das funktioniert hat Du musst dir bewusst machen, wir haben einen Klartext-Editor. Da gibt es keine Formatierung, kein Grau. Wie speichert man das ab? Wie stellt man sicher, dass man die Informationen nicht verliert? Wie kann man sie portieren? Wenn man am Text noch einen anderen weiterschreibt, weiss man, was echt und was nicht ist. Das war alles sehr komplex. Das waren so Details. Die Idee eines Grundgefühls, dass es etwas gibt Das macht dann Spass, Sich zu überlegen, was das ist. Ich vergleiche das häufig Ich vergleiche den Anfang einer Idee häufig mit dem Gefühl, das man hat, wenn man eine Metapher finden muss, wenn man etwas schreibt. Es ist extrem schwierig, die richtige Metapher zu finden, die nicht in den Rücken fällt oder auseinanderbricht, wenn man damit weitergeht. Man muss das Gefühl, das man hat, klar kommunizieren. Ähnlich ist es bei einer neuen Feature. Man hat das Gefühl, da gibt es etwas. Dann muss man Freude daran haben, die Aufregung muss man aufrechterhalten. Man muss daran glauben. Die ersten Schritte sind kurz nachher so. Man ist nicht so speziell. Es kann nicht sein, dass man schlauer als das ganze Silicon Valley ist. Man weiss einfach besser. Alles, was man als Nächstes macht, schafft gegen dich. Man sagt immer, es sei unmöglich. Wenn man das aber schon 25 Jahre gemacht hat, weiss man, das Ergebnis wird nicht weltbewegend sein, sondern nur etwas Kleines. Man kann unterscheiden, was die Maschine und ich gemacht haben. Wie das genau funktioniert, ist eine grosse Arbeit. Das kleine Ding, das du gemacht hast. So haben wir vieles im Laufe der letzten 14 Jahre neu auf den Markt gebracht, das es so nicht gab. Es waren immer ganz kleine Dinge. Es ist schwierig, weil man es verkaufen muss.

Sandro Meyer [00:43:24]:
Man muss es grösser

Oliver Reichenstein [00:43:25]:
machen. Man muss mehr Gas geben. Aber wenn man sagt, man sei ein ethisches Unternehmen, man sage nicht, man gebe nicht vor, was man nicht weiss, man behauptet nicht, dass etwas grösser ist, als es ist. Es ist extrem schwierig, das trotzdem zu vermarkten. Aber inzwischen haben wir auch einen Weg gefunden. Was schon auch gut funktioniert, ist quasi das Gegenteil. Man spielt es fast runter, was man macht. Du bist ja selbst ein Vermarkter. Wie vermarktet man jetzt, dass wir bereit sind für Apple Intelligence? Kann man sagen, wir seien die Einzigen und das Beste, alle anderen hätten es nicht im Griff und nur hier funktioniert es. Nein, wir sagen, dass wir die künstliche Intelligenz für schwierig halten, aber auch hilfreich. Und wir dürfen das als Tool zur Verfügung stellen. D.h., mit dem fast ein bisschen mit dem fast ein bisschen etwas schlecht machen.

Sandro Meyer [00:44:25]:
Das Interessante daran ist eigentlich, dass oft die Gefühle, die du vorhin beschrieben hast, wahrscheinlich nicht die einzige Person auf der Welt, die dieses Gefühl hat. Du gibst einem Gefühl, das viele haben, auch das, was du gerade gesagt hast, mit Apple Intelligence, wie eine Art Sprache. Du zeigst Lösungen auf, die alle anderen sagen, dass sie es nicht genau wissen, dass es zu kompliziert klingt. Ich muss viel nachdenken, bis ich zu dem komme. Ich finde das auch super, AI machen wir so wie alle anderen. Es ist halt ein viel einfacher Weg. Aber das Gefühl, das du beschrieben hast, ist ja meistens in vielen drin. Irgendwie ist es ein bisschen komisch, oder? Wir kommen gleich noch zum Thema AI. Deine Gedanken dazu. Es ist Es ist oft so, dass man im Marketing im Idealfall einem bestehenden Gefühl, das in vielen schlummert, eigentlich Wort und Bild dazu geben kann, was sie selbst nicht wahrnehmen konnten. Dann kann man schon recht anders sein. Und es wirkt dann auch viel echter.

Oliver Reichenstein [00:45:41]:
Ja, ja. Ich glaube schon Ich glaube schon, dass man die ganz kleinen Schritte, die echte Innovation, dass man die auch ehrlich kommunizieren kann. Man braucht trotzdem mehr Aufregung. Und diese Aufregung kann man auch finden, indem man sagt, dass Apple Intelligence einfach aufpasst. Das wirkt schon gegen das Produkt, das du verkaufen willst. Pass auf mit Apple Intelligence. Aber Du hast quasi die negative Emotion, die es braucht, die Nachricht zu übermitteln. Die geht quasi auf Apple über. Das werden Apple-Fans nicht so toll finden. Apple-Fans finden alles Dick, was Apple macht. Aber es gibt auch eine andere Gruppe, die bereit ist für diese Emotionen, die diese Emotionen grundsätzlich gegenüber Apple Intelligence haben. Mimin war aber sehr ohrgefälltig in dem Moment, dass die Leute nicht sagten, ein Writer mache jetzt KI. Das war häufig die Reaktion. Das Problem mit den Innovationen und der Kommunikationsinnovation, so klein sie auch sind, ist, dass sie nicht verstanden werden. Aber überhaupt nicht. Unser erstes Statement zur künstlichen Intelligenz wurde komplett nicht verstanden. Als wir mit dem Autorenschaftsfeature von einem Jahr herauskamen, meinten die Leute, jetzt habe auch eine Writerin künstliche Intelligenz. Obwohl wir es extrem mühsam hatten, zu sagen, wir unterscheiden Menschen von künstlicher Intelligenz und lassen nichts in der App schreiben. Jetzt haben wir nicht die Wahl, weil Apple das einfach ausrollt auf Systemebene. Das haben wir aber gesehen kommen, vor zwei Jahren. All das zu kommunizieren in der ganzen Komplexität ist extrem schwierig.

Sandro Meyer [00:47:37]:
Es ist interessant. Mir fiel gerade ein, dass wir Rolf Hirtl ein Podcast hatten. Er sagte, sie hätten so Mühe gehabt, zu kommunizieren, dass sie einen Laden haben, wo sie Veggie-Produkte verkaufen. Er nannte es irgendwie so... Ich glaube, Trattor... ...Irgendwie... ...Und ich so, hä, was ist das? Und dann kam ihm irgendwann das Wort... ...Und sie haben das ein bisschen eine Zeit lang gemacht... Er nannte es «Trettör» oder so. Ich fragte mich, was das war. Sie haben das eine Weile lang gemacht. Irgendwann kam ihm das Wort «Vegimetzg» in den Sinn. Er sagte, es sei alles genau gleich geblieben. Das Einzige, was sich geändert hat, ist das Wort «Vegimetzg». Und alle haben es gecheckt.

Oliver Reichenstein [00:48:31]:
Und es hatte

Sandro Meyer [00:48:31]:
noch eine Tension drin, von so etwas wie «Vegimetzg». Entschuldigung.

Oliver Reichenstein [00:48:36]:
Das ist typisch Zürich, oder «Vegimetzg». Ja, genau. Das ist aber das gute Zürich. So das FC Zürich, Working Class Zürich. Die kennt einfach nicht mehr völlig gleich, oder? Ich sag das jetzt so.

Sandro Meyer [00:48:47]:
Also das, was ich damit meine, ist... ...Ich glaube, die Worte, die man benutzt Ob es reisserischer ist als das, oder wie es Apple z.T. Mit Apple Intelligence macht Das sind ja die Einzigen, die das gemacht haben. Aber irgendwie wirkt es jetzt. Ist das ihr eigenes? Sie machen das jetzt anders. Sie sind auch sehr gut beim Erklären von Sachen. Das stimmt natürlich. Innovationen müssen auch erklärt werden. Und wie du auch sagst, der Possess muss schon etwas rum sein.

Oliver Reichenstein [00:49:18]:
Das Problem dort ist, wenn du wegen dem Metzger erklären musst, im Raum Zürich, was kannst du leisten? Aber wegen dem Metzger global wird es schwierig. Der Possess muss schon ein bisschen rum sein. Das Problem ist, wenn du im Raum Zürich Vegemetzg erklären musst, was kannst du da leisten? Aber Vegemetzg global wird schon schwierig, nicht nur wegen des Schweizerdeutsch. Wenn Apple neue Features herauskommt, haben sie Milliarden, die sie in die Kommunikation der Features bundeln können. Dann haben sie hier TV-Ads, dort im Kino, im Radio, und überall, da weiss jeder, Apple Intelligence. Das kannst du als Indie-Entwickler eben nicht machen. Du musst als Indie-Entwickler sogar den gegenteiligen Weg gehen. Du musst immer schauen, dass du dich an eine Apple-Tage anhängst. Apple Intelligence hat jetzt viel Geld in die Hand genommen, haben das kommuniziert. Darum sagen wir, wir seien bereit für Apple Intelligent, nicht mit unserem eigenen, speziellen Brand. Ich hatte auch Lust, für jedes Feature ein neues Wort zu erfinden. Das machten wir am Anfang. Mit der Zeit merkten wir, dass es extrem teuer ist. Jedes neue Feature ist wie eine neue Submarke. Man muss immer viel Geld in die Hände nehmen, bis die Leute das verstehen. Die meisten fangen nicht an zu checken, weil sie denken, Apple mache das auch. Aber die haben die finanzielle Macht nicht, neue Marken oder Submarken oder Feature zu branden, so wie Apple das macht. Darum sind wir ziemlich langweilig, wenn es ausser Schippe ist. Das ist für die, die Englisch sprechen, verständlich.

Sandro Meyer [00:50:44]:
Was ihr schon macht, ist Ihr nehmt Metaphern wie z.B. Die Schreibmaschine, ihr habt gewisse Antagonisten, wie Excel und so, wo ihr... PowerPoint.

Oliver Reichenstein [00:50:57]:
Excel ist okay. Sorry, nicht Excel,

Sandro Meyer [00:50:59]:
sorry, Word. Word und PowerPoint. Genau. Also, Man kann ja auch etwas definieren, indem man das Gegenteil,

Oliver Reichenstein [00:51:06]:
was man will äh, was

Sandro Meyer [00:51:08]:
man eben nicht will, wie als Antagonist. Jetzt erklärst du das.

Oliver Reichenstein [00:51:13]:
Ich hatte vorher so viel Mühe. Aber jetzt erkläre ich, wir brauchen Antagonisten. Wir brauchen Antagonisten. Die Antagonisten Früher waren es v.a. Microsoft-Antagonisten. Ich kenne sie gut, weil ich selbst Microsoft Office unterrichtete. Das sah ich zuerst. Das ist lustig. Jetzt aber ist es manchmal auch etwas Apple. Das gefällt Apple nicht so. Aber Apple ist heute nicht mehr das Apple, das wir früher kannten und alle so liebten. Es ist ein Riesenunternehmen, das immer noch viel richtig und besser macht als andere. Aber manchmal gehen sie einem schon ziemlich auf die Nerven. Wenn wir jetzt schauen, wie die Apple Intelligence implementiert wurde Wir sehen hinter die Kulissen. Wir müssen schauen, dass diese Writing Tools bei uns in der App funktionieren. Und Sie funktionieren. Sie sind ganz schlampig gemacht, ganz fürchterlich gemacht, weil sie unter einem enormen Zeitdruck das schnell aufgeholt haben, was sie vorher verpasst haben. Wir Entwickler sehen immer auch etwas hinter die Kulissen. Und wie gesagt, Apple ist in vielem nicht mehr das, was Apple war. Das Park gefällt ein bisschen. Ja, es ist halt einfach Durch die Grösse sind sie sehr schwerfällig geworden. Und ich würde auch sagen, dass sich die Schwerfälligkeit in einer der Hauptstärken zeigt, die die meisten Leute nicht kennen. Ihre Developer Relations waren früher weltklasse. Es war unglaublich, wie gut sie sich uns kümmerten. Es ist nicht so, dass wir weniger wichtiger wären im Gesamtökosystem. Wir sind immer noch eine der bestverkauftesten Apps im App Store in unserer Kategorie. Aber das Feedback, das wir bekommen, oder die Mühe, die man sich machen muss, mit der Developer Relations zu sprechen bei Apple, das ist katastrophal. Ich fand mit viel Mühe die richtige Person. Es funktioniert wieder besser, wenn Apple zulässt. Aber Es war nicht einfach, wieder eine gute Verbindung zu finden. Sie kamen auch auf uns zu, weil sie schauen wollten, dass wir die Apple Intelligence und die Writing Tools gut vorstellen und wir uns da auch einig sind. Aber Apple selbst wurde ein bisschen wie Microsoft, weil sie so gross sind. Es ist ein Stück weit auch normal. Aber, ja, wir brauchen diese Antagonisten quasi, diese bescheidenen kleinen Innovationen, die wir auf den Markt bringen, mit Emotionen besser zu kommunizieren.

Sandro Meyer [00:53:49]:
Wir haben schon ein wenig über AI gesprochen. Wenn ich dich richtig verstanden habe, in der Recherche, benutzt du selber auch gerne Chatshippity und ähnliche AI Programme und gleichzeitig bist du vorsichtig gewesen in der Implementation. Du hast einen Philosophie-Hintergrund. Wo siehst du AI und was es mit unserer Gesellschaft derzeit macht?

Oliver Reichenstein [00:54:36]:
Ich finde es extrem hilfreich, wenn ich Gesprächspartner brauche. Das ist häufig bei schwierigeren Aufgaben der Fall. Man hat nicht immer jemanden zur Hand, der sich mit Heidegger oder Deckacht oder Kant auskennt. Wenn man einen schwierigeren Text liest, kann man mit Chachibitin in der Zusammenarbeit manchmal herausfinden, wo der blinde Fleck war. Es kann einem die Zusammenfassungen von einer Seite liefern. Man muss extrem aufpassen, dass man es nicht glaubt. Man muss immer überbriefen, ob es stimmt. Wenn es Daten oder Vorfälle findet, die etwas erklären sollen, muss man schauen, ob es tatsächlich der Fall ist. Ich habe das jetzt fantasiert. Aber mir hilft es enorm, wenn ich beim Schreiben nicht weiterkomme, dann sage ich, dass ich die Frage stelle, einen Text zu erstellen. Ich sage nicht, dass ich einen Text zu diesem Thema schreibe, sondern ich drehe die Rolle Es wird wie ein kleiner Sokrates für mich, der mir dann die Fragen stellt, herauszufinden, was ich denke. So werde ich nicht lazy und fange nicht an, Informationen aufzunehmen, die ich nicht weiss, ob das stimmt. Ich sage auch, Chachibis sollen an gewissen Stellen extra kritisch sein. Das hilft mir enorm, meine eigene Stimme zu finden. So kommt man alle Fälle herum. Ich brauche es, zu lesen, Texte zu analysieren, wenn ich Mühe habe, etwas zu verstehen. Das hilft mir fast immer. Es ist wirklich ganz erstaunlich. Und ich brauche es, zu schreiben, mich im Dialog anzuleiten, quasi im Dialog zu schreiben. Aber nicht Wie soll ich sagen? Nicht als Autor, sondern als nur Fragesteller. Ich schreibe am besten, wenn mir jemand Fragen stellt. Ich mag die Interviewsituationen sehr. Die meisten Leute fühlen sich ziemlich allein, wenn sie vor einem Bildschirm sind und etwas schreiben müssen. Man nennt das dann Ridersblock. Aber es ist relativ unangenehm, stundenlang mit sich so zu sprechen. Mit der künstlichen Intelligenz hat man ein Gesprächsplan. Ich muss aber sagen, dass der Vergleich zwischen einem philosophischen Gespräch zwischen mir und Chat-CPT und einem philosophischen Gespräch mit meinen Studienfreundinnen und Freunden ist absolut unvergleichbar. Das ist immer sehr einseitig. Es wird immer gefragt und ich beantworte sie dann. Es ist zwar besser als allein zu sein, ein Buch zu lesen oder einen Text zu schreiben, Aber es kann nie und niemals ein richtiges Gespräch ersetzen, das man mit anderen Menschen hat. Es ist ein Ersatz dafür. Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre anschaut, finde ich das mit den Geräten gar nicht so schlecht. Denn wir sind immer mehr vereinsamt, sind immer passiver geworden in der Auseinandersetzung mit Information. Das bricht das Muster ein bisschen auf, wenn man weiss, wie. Die meisten Leute brauchen es nicht so, sondern zum Text produzieren, das sie gar nicht mehr lesen. Aber man kann es auch anders brauchen. Ich nenne das so «turn the tables». Wie sagt man das auf Deutsch? Es gibt auch einen Ausdruck auf Deutsch. «Der Spiess umdrehen». Man kann den Spiess umdrehen und dann finde ich Chachibti enorm hilfreich. Es hat immer noch all die Energieprobleme. Wie werden die Modelle trainiert? Das ist immer noch nicht so toll. Aber da bin ich auch persönlich sehr pragmatisch. Das finde ich nicht so Ich muss jetzt immer auf der höchsten ethischen Ebene leben muss. Es hilft mir, Dinge zu machen, die anderen Menschen helfen. Ich habe wieder ein zweites Beispiel. Ich habe es immer noch im Kopf. Das zweite Beispiel ist, wir könnten jetzt, wenn wir nur in Zahlen denken und nur in wirtschaftlichem Profit denken, könnten wir mit relativ wenig Aufwand deutlich mehr Geld machen. Indem wir nämlich unsere ganze Webseite in 30 Sprachen übersetzen lassen, mit Chat-GPT. Und dann den Content einfach wirken lassen. Das würde die SEO so viel besser. Viele machen das schon. Notion z.B. Macht das schon. Das sieht man an der Art der Übersetzung. Die Übersetzungen sind sehr gut. Man sieht trotzdem, dass kein Mensch daran gesessen ist, der diese Sprache spricht. Das haben wir diskutiert. Wir sagten, dass uns sehr wenige Leute kennen. Die, die uns kennenlernen, freuen sich, weil sie immer gesehen haben. Diese Bekanntmachung mit SEO-Tricks, mithilfe von Jetski, hat uns sehr gereizt. Es kostet nichts. Das könnte man relativ einfach automatisieren. Dazu hätten wir die Leute. Wir diskutierten, ob wir den Leuten nicht sagen können. Sie müssen schauen, dass der Maschinenspruch und der Menschlichen Spruch unterscheiden. Sie solltet den Spiess umdrehen usw. Dann merkt es wohl niemand, wenn wir das automatisch übersetzen. Da sagten wir, das gehe nicht. Das würde direkt dem widersprechen, was wir machen. Wir hätten das sogar so machen können, dass es niemand merkt, indem wir nur Sprachen auslesen würden, die wir kennen, und das dann noch schnell scannen, zu schauen, ob da nicht etwas Dummes drinsteht. Aber nein, das machen wir nicht. Da muss man manchmal Grenzen ziehen. Was

Sandro Meyer [01:00:23]:
wünschst du dir von dieser Technologie? Im Sinne von, spezifisch auf Watt. Wenn wir beim Watt bleiben, weil das auch etwas ist, was ihr mit euren Apps abdeckt. Also weisst du, gibt es Sachen, die es heute noch nicht kann, die du dir wünschen würdest, für die Zukunft, die einen Mehrwert hätte, ohne jetzt zu tief in den Abgrund zu schauen?

Oliver Reichenstein [01:00:58]:
Mir geht es weniger darum, was es kann mit Features. Es bewegt sich in eine gute Richtung, indem es immer mehr gesourcet wird, was Chachibiti behauptet. Es gibt immer mehr Quellenangaben für die Behauptungen. Das finde ich sehr gut. Man kann nicht sagen, man wünsche sich, dass Chachibiti weniger fantasiert. Es kann gar nicht nicht fantasieren, weil es nur Sprachmuster generiert. Es weiss nicht, was es macht. Das muss man sich immer wieder sagen. Aber ich wünsche mir, dass es mehr lokale Modelle gibt und vor allem, dass es nicht ein zentrales Modell ist, das gewinnt. Man hat immer Chatschipidi, Chatschipidi, Chatschipidi gesagt. Es gibt verschiedene Modelle und es gibt sehr viele jetzt auch Open-Sourced oder halb Open-Sourced wie jetzt von Facebook. Und es gibt immer mehr auch lokale Modelle, die auch weniger Energie brauchen. Das wünsche ich mir auf jeden Fall. Und ich wünsche mir ganz bestimmt auch ein Modell, das nicht auf gestohlenem Inhalt trainiert wird. Ich denke, das ist alles möglich. Es ist möglich, dass man diese Modelle sehr viel effizienter macht, dass sie lokal laufen, dass sie auch die Privatsphäre nicht so sehr tangieren, wie jetzt im Moment. Die Entwicklung, die wir jetzt sehen, ist, dass Microsoft versucht, quasi das Gebiet zu besitzen und versucht, die Chatship-ID so stark zu machen, dass es nur noch das gibt. Dann fliessen alle Informationen da rein. Und die Richtung, die das annehmen würde, wäre in einem grossen Wunsch-Szenario von Microsoft, in dem alle nur noch JGTBT brauchen, mehr und mehr Gemüse zu werden, in dem nicht nur die Aufmerksamkeit aus uns herausgesogen wird, sondern auch die Intelligenz. Aufmerksamkeit ist der erste Teil der Intelligenz. Aufnahme, Verarbeitung und Wiedergabe. Mit Chatschipiti wird das ganze Spektrum der Intelligenz abgedeckt. Nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern das Ganze. Dass wir in eine Zukunft steuern Jetzt bin ich extra etwas dystopisch, science-fiction-mässig. Wo Microsoft die Maschinen besitzt, die unsere ganze Intelligenz aufsucht, und zwar auch die der vergangenen Menschheit, indem man alle Texte und Informationen aussucht, Und von den Menschen, die leben, dass sie nur noch über diese Maschine kommunizieren. Das will ich nicht. Ich will das Gegenteil sehen. Dass das Ding aufgebrochen wird. Dass auch Schüler trainiert werden, bis sie das brauchen sollten. Indem sie den Spiess umdrehen. Ich wünsche mir, dass sich die ganze IT in eine Richtung bewegt, wo man nicht immer noch smartere und smartere Phones und andere Devices macht, sondern dass man sich fragt, wie man Menschen intelligenter machen kann. Wie kann man Menschen dazu bringen, miteinander zu sprechen? Wie kann man Menschen dazu bringen, dass sie aufmerksam werden auf ihre eigene Intelligenz und sie steigern in Die Auseinandersetzung mit der Information.

Sandro Meyer [01:04:02]:
Das würde ich mir wünschen. Kannst du das etwas genauer erklären, was du gesagt hast? Mit dem Intelligenzausausgen, mit Aufnahme, Verarbeitung Und ob es wieder Was meinst du genau damit? Weisst du, was

Oliver Reichenstein [01:04:20]:
Das ging alles etwas schnell. Wir leben in einer sog. Attention Economy. In einer Attention Economy geht es v.a. Darum, dass wir auf etwas aufpassen. Wenn wir auf etwas aufpassen, freut Google, weil sie mehr und mehr genau wissen, was uns so sehr interessiert, dass wir Geld dafür ausgeben würden. So funktioniert das mehr oder weniger. Google nimmt so viel wie möglich Informationen von uns auf, damit sie uns Werbung zeigen kann. Das ist die Tension Economy. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem nicht nur unsere Aufmerksamkeit aus uns herausgezogen wird, sondern auch unsere Kommunikation. D.h., wir sprechen nicht selbst, sondern wir bellen dann irgendwann eine K.I. An und fragen, ob wir ein E-Mail schreiben. Oder die Beispiele, die ich manchmal gemacht habe. Das ist der reinste Horror. Schreib eine Gute-Nacht-Geschichte für meine Tochter. Im Ernst. Oder mache eine Geburtstagskarte für meine Mutter. Im Ernst. Und Apple macht jetzt so diese Werbungen. In diese Richtung auch. Manche finden es mühsam, eine Geburtstagskarte für die Mutter zu schreiben. Oder für deine Tochter ein Buch auszulesen, das du gut findest. Ich weiss nicht, was ich dir überlege. Aber Was passiert, ist, dass nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern das Denken selbst Du bekommst eine E-Mail und denkst, du hättest keine Lust, dem zu antworten. Was sage ich dem? Die Schätze bei dir denken für dich, was du antworten willst. Es denkt nicht, sondern es produziert ein Sprachmuster. Und es stellt sogar die Kommunikation für diese Person fertig. Das heisst, sowohl die Aufmerksamkeit, als auch die Verarbeitung, als auch die Wiedergabe wird von dieser Maschine übernommen. Warum eigentlich? Was ist der Zweck? Es geht immer noch darum, Geld zu machen. D.h., dass wir für den Preis, dass ein Unternehmen, das diese Maschine besitzt, die uns alles abnimmt, die Aufmerksamkeit, die Verarbeitung und die Wiedergabe. Der Preis dafür ist, dass wir immer schlechter denken, immer weniger aufpassen. Das ist jetzt ein Problem, Aufmerksamkeit. Viele Kinder brauchen Medizin, damit sie in der Schule aufpassen und folgen können. Das Ganze führt zu einer völligen Degeneration unserer Intelligenz. Aufmerksamkeit, Verarbeitung und Wiedergabe. Wenn wir das Ganze an diese Maschine auslagern, damit irgendein oder zwei grosse Unternehmen Sachen verkaufen können. Das Grundmodell wird wahrscheinlich immer noch Werbung sein. Frag mich nicht, wie sie dann noch Geld aus uns rausholen, wenn wir nicht mehr denken und reden können. Aber das ist mehr oder weniger der Plan. Das wird natürlich nicht stattfinden. Ich glaube Dazu bin ich zu optimistisch. Ich glaube, dass wir im Geist genau dieselben Abwehrmechanismen haben wie im Körper. Du siehst, wie Corona die Welt im Lauffeuer erobert. Unsere Körper brauchen etwas Zeit, sich dagegen zu wehren, aber sie finden einen Weg. Wir sind immer noch dran, uns gegen die ganze Aufmerksamkeit zu wehren.

Sandro Meyer [01:07:51]:
Ich wollte gerade sagen Ich bin auch eher ein Techno-Optimist. Ich glaube, dass uns Technologie längerfristig etwas Gutes ist.

Oliver Reichenstein [01:08:05]:
Ich

Sandro Meyer [01:08:08]:
habe aber auch lustigerweise das erste Mal, als ich darüber nachgedacht habe, was AI kann machen, also jetzt spezifisch in dem Bereich, den du gerade erzählt hast, ist, dass ich Bücher von Dune gelesen habe. Es ist ziemlich lustig, dort hatten sie eigentlich wie einen Krieg gegen das AI, weil sie gemerkt haben, dass man, wenn man zu stark mit dem verbunden ist, immer mehr zur Maschine wird und seine Menschlichkeit ein bisschen verliert. Und so, wie du es formuliert hast, finde ich es trotzdem ziemlich wichtig Ich bin überhaupt nicht derjenige, der so Conspiracy Theories Das ist überhaupt nicht meine Ecke. Ich finde, in diesem spezifischen Fall merke ich es mit der Attention, die du schon beschrieben hast. Ich merke es bei mir selber. Ich muss mich, ähnlich wie beim Junkfood-Essen, aktiv gegen etwas wehren. Du wirst die ganze Zeit bombardiert. Und ich weiss einfach nicht, an wie vielen Fronten du als Individuum gleichzeitig kämpfen kannst. Ich merke, dass du es bei mir auch gesagt hast. Bei mir ist es wie ein Fadenbeigeschmack. Ich habe irgendetwas gelesen... Und danach... ...Tue ich es ins Chat-Sheet bitte rein... ...Und irgendwann habe ich mal, glaube ich, dann etwas da rauskopiert... ...Und... ...Etwas in einen Plan reingetan, den ich für jemand anderes geschrieben habe. Ich weiss nicht, was jetzt gerade passiert ist. Ich war veganer Teil von dem Ganzen. Darum finde ich es wichtig, dass... Darum wollte ich nochmals genauer fragen, wie du genau meinst. Ich habe das Gefühl, wir als Individuen sind es schwierig, uns gegen das auf allen Fronten zu wehren. Es ist ja derzeit an vielen Ich bin kein Schwarzmaler, überhaupt nicht. Ich merke es auch bei mir selbst. Ich muss mich ständig gegen das wehren. Ja, und deshalb finde ich es eine wichtige Diskussion. Ich finde nicht, dass es so abwägig ist, dass Kinder, die damit aufwachsen, merken, dass ihre eigene Intelligenz, die Verarbeitung, schwierig ist. Und das tut Denken tut z.T. Etwas weh. Das ist so, ja. Man muss überlegen und sich mit etwas befassen. Die Tension hat man nicht mehr. Und die Verarbeitungsmuskeln auch nicht mehr. Man weiss nicht mehr, wie. Also darum, sorry, sorry. Ich finde es schon wichtig, das ansprechen und gleichzeitig Tools mitgeben. Und ihr macht das ja mit eurer Software, aber auch Tools mitgeben. Wie du gesagt hast, was sind überhaupt andere Interagierungsmuster? Ich habe es mir gar nicht so überlegt, aber es macht absolut Sinn. Der kleine Sockatesse, oder so soll es wohl heissen. Die

Oliver Reichenstein [01:11:28]:
Frage ist, warum bin ich trotzdem optimistisch, obwohl ich so ein düsteres Bild der Zukunft zeichnen kann. Einerseits mag ich auch Science Fiction. Ich kann mir diese Maschine sehr gut vorstellen. Es funktioniert ein bisschen wie bei «Borg Air» in «Dune». Im «Star Trek», weisst du? Ja, im «Star Trek». Aber der Grund, weshalb ich optimistisch bin, ist, dass ich das schon an mir selber mehrmals beobachten konnte. Ich bin als Teenager völlig völlig abgesunken in die Homecomputer-Welt. Ich habe nur noch Listings abgetippt und auf dem Commodore 64 und auf meinem Dragon 32 Games programmiert. Ich kam fast nicht raus. Das löste meine Fernsehsucht ab. Vorher schaute ich einfach jeden Scheiss. Colt Seavis und The Bold and the Beautiful. Ich musste immer Fernsehen schauen. Das wurde dann von Homecomputer-Sachen abgelöst. Ich kenne mich gut aus mit Gaming-Sücht usw. Aber Meistens wird ein Punkt erreicht, an dem man sich denkt, dass das Ganze ziemlich seich ist. Es ist wie Wenn man es über die Hand nimmt, funktioniert es wie ein Virus, das den Körper kaputt macht, der es auszaugt. Man sieht schon ähnliche Muster mit der KI, wenn die Leute finden, dass die Bilder immer schon creepy waren. Man hat uns gesagt, dass das creepy Ding weggeht, aber es ist immer noch creepy. Die richtigen Optimisten denken, es werde immer besser, man werde dann sehen und richtig intelligent werden. Ich weiss, wie Technologie funktioniert. Ich weiss, dass es nicht möglich ist, weil es keinen Körper hat, keine Empfindung. Weil es keine Empfindung hat, kann es mir nichts mitteilen. Das spürt man immer, wenn man sich mit dem Medium auskennt. Ich sehe fast in jedem Bereich, in dem mit Technologie versucht wird, den Menschen auszuzaugen Das letzte Beispiel ist die Aufmerksamkeitsökonomie. Der Virus macht immer seine eigene Umwelt kaputt. Wenn du schaust, was mit Google passiert ist. Meine Frau sagte mir, was mit Google los sei. Das funktioniert alles nicht mehr. Wenn ich etwas suche, bekomme ich Werbung. Ich weiss schon lange, dass es Werbung ist. Manchmal ist es noch gut, aber die Ergebnisse sind nicht so gut. Warum brauche ich das? Dann muss ich immer auf Google Maps gehen, wenn ich noch nicht mehr draufklicke. Und Google Maps funktioniert auch nicht. Alles fliegt im Zug umeinander und so weiter.

Sandro Meyer [01:14:21]:
Ich gebe eigentlich nur noch das, was ich suchen möchte und Reddit ein. Das ist

Oliver Reichenstein [01:14:27]:
der Joke, oder? Das ist ein Weg. Aber ich habe dann zu meiner Frage gesagt, ich brauche doch DuckDuckGo. «Was? DuckDuck? Was ist das?» Es ist eine Suchmaschine, wie Google. Es funktioniert gleich gut, es gibt keine Werbung. Für Spezialsuchen, wie Programmierung, ist Google immer noch besser. Aber nicht viel besser. Man hat den ganzen Grümpel nicht mehr. Es heisst einfach «Duck, duck, go», die dümmste Marke, die man sich vorstellen kann. Aber seit sie das hat, höre ich keine klaren Versuche. Es gibt einen Punkt, wo Ein Unternehmen wie Google, das alles besitzt, E-Mail und Maps und Suche und überall Docs, überall Probien, seine Finger zu haben, dir Werbung zu verkaufen. Irgendwann wird es zu marginal. Der ganze Seich fliegt die Ohren. Vor zwei Wochen sagten wir, wir machen keine Android-App mehr. Alles ist kaputt. Die Android-Welt ist so etwas Fürchterliches. Ich verstand das zuerst nicht. Ich merkte, die Zahlen stimmen nicht. Ich sah das schon länger. Aber ich dachte, nein, wir versuchen das Beste zu machen. Die Leute, die unsere App haben, dürfen wir nicht enttäuschen usw. Und als ich die Zahlen anschaute, merkte ich, dass 90% Piraterie ist. Und natürlich haben die immer irgendwelche Probleme, wenn sie irgendwelche alte Piratenversionen unserer Software brauchen. Und Genau, dass du das anschaust, stellst du fest, dass alles gar nicht richtig funktioniert. Der Grund ist Als ich herausgefunden habe, nachdem ich das Artikel publiziert habe, dass man eine Android-App macht, ist das Modell nicht, dass man die App verkauft. Das geht gar nicht. Jeder, der Android-Apps macht, weiss das. Nur ich wusste es nicht. Sieben Jahre lang. Du musst Werbung drin haben. Das ist die Idee einer Android-App. Das sagen sie dir nicht so deutlich. «Ja, du checkst es nicht.» «Was check ich denn nicht?» «Ja, du checkst es einfach nicht.» «Ja, es funktioniert anders auf Android.» «Wie funktioniert es?» «Ja, du checkst es einfach nicht.» dann schaust du mal und redest mit anderen, die mehr Erfolg haben, und sagst, es sei eine Werbung. Das heisst, die Apps auf deinem Android-Phone, die du hier gratis bekommst, weil du es so gewohnt bist wie alles andere von Google, das ist eigentlich nur eine Erweiterung dieses scheiss Werbemodells von Google, das meiner Meinung nach wirklich so aufgelöst ist, dass es in sich zusammensackt. Das macht mich komischerweise das optimistisch. Wenn du mit den Leuten redest, finden sie alle so. Das stimmt, das ist nämlich eine Seiche. Das ganze Google-Zeug funktioniert nicht mehr. Es hat mal funktioniert, vor 20 Jahren wunderbar. Aber heute funktioniert das nicht mehr. Das ist alles Grimpel. Weil die Aufmerksamkeitsökonomie die Grenzen ihres Wachstums erreicht hat, geht es nicht mehr so weiter.

Sandro Meyer [01:17:28]:
Okay, das ist spannend. Ich fand es wichtig, dass du es noch gesagt hast. Weisst du, wieso? Dass du positiv bist. Weil, ich meine, das, was du jetzt gesagt hast, spüre ich ja auch. Es ist einfach ein bisschen langsam. Es ist... Also auch die Gegenbewegungen sind sehr langsam. Die Leute fangen jetzt wieder an, von Blogs zu erzählen. Und Newsletters und Dings. Und du bist so, okay, okay. Ja, aber es ist sehr langsam und es ist immer noch sehr nischig. Aber nichtsdestotrotz.

Oliver Reichenstein [01:18:02]:
Etwas muss ich noch sagen zum Optimismus. Es ist kein grundsätzlicher Optimismus. Ich denke nicht, dass in zwei Jahren alle aufwachen und installieren. Aber diese Gruppe von Leuten, die merken, dass sie versäkelt werden, werden immer grösser, immer relevanter. Das Entscheidende ist eben, dass die Leute, die das merken, häufig auch etwas zu sagen haben. Wenn du schaust, wer sich die Bildung der Kinder kümmert, sind das meistens Menschen, die Mittel dazu haben. Die selbst genug Bildung haben, zu merken, dass sie nicht einfach ihr Kind am iPad hören können. Es ist zwar komfortabel für sie, aber sie müssen aufpassen. Je weiter du in der Gesellschaftspyramide gehst, desto mehr siehst du die schickeren Kinder an den Schulen, die man töpfern kann. Die sagen, es sei wichtig, sich zu bewegen. Es sei wichtig, dass man Theater spielt. Es sei wichtig, dass sie lesen und schreiben lernen, und zwar von Hand auf Papier. Das sind häufig Multimilliardäre, die exklusive Schulen machen. Das ist eigentlich ziemlich lustig. Wo es keine elektronischen Geräte gibt, wo man Jetzt schliessen sie dich durch die Bogen. Wo man Sachen mit der Hand macht. Maker's Knowledge. Das kann man auch wiederzynisch machen. Genau die, die die verdammten elektronischen Geräte und Software machen, finden, dass sie nicht das brauchen, sondern von Handlernen schreiben, töpfern, tanzen und schwimmen sollen. Aber wenn die Entscheidungsträger das merken, kann es auch sein, dass sich etwas in der Gesellschaft bewegt. Ich bin trotzdem der Meinung, was bequem ist, setzt sich durch. Ein Grossteil der Bevölkerung, und das sage ich ohne ohne, dass ich sagen will, dass die Leute immer recht haben, aber ein Grossteil der Bevölkerung, ein Grossteil von uns selbst, verfallt immer wieder in das Bequeme. Man kauft trotzdem Ikea-Handtücher. Die sind einfach so günstig. Du bekommst ein ganzes Paket von Ikea für Handtücher. Für nur eins in der Migros oder im Coop. Und ja. Ich hoffe eben auch, dass Ich hoffe eben auch, da bin ich genau so gespalten zwischen Optimismus und Pessimismus, dass eine Bewegung wie Chachibiti, die versucht, unsere Intelligenz abzuzaugen, wie ein Borgwürfel, etwas im Bildungswesen bewegt. Chachibiti ist ein besserer Lehrer und Schüler in unserem System. Es kann besser zusammenfassen, was es schon gibt. Und es kann besser wiederholen, was es schon gibt. Das Schulsystem muss sich völlig verändern. Ich wünsche mir mehr Maker's Knowledge. Wenn man schaut, was sich gute Schulen auswählen können, dann sind das die, die man so döpfert, tanzt, liest und schreibt. Richtige Bücher und richtiges Papier.

Sandro Meyer [01:21:18]:
Danke, dass du den Bogen noch zugemacht hast. Wir kommen zum Ende unserer Gespräche. Am Schluss darf der Gast noch eine Challenge stellen an die Leute, die zuhören. Es kann etwas Kleines sein, es kann etwas Grosses sein.

Oliver Reichenstein [01:21:38]:
Okay, also ich habe ganz einfach... Es ist eigentlich gar keine Challenge, sondern es ist eigentlich ein guter Tipp mehr. Aber Ich challenge alle, das auszuprobieren. Und zwar... Ich wollte es eigentlich gerne zeigen, geht aber nicht. Und zwar... Alle Apps auf dem iPhone hiden. Oder auf dem Android-Phone verstecken. Ausser die, die... Die, die einen aktiv machen. Also eine Schreib-App oder Lesen ist für mich auch etwas Aktives, wenn man denkt. Lese-Apps, Browser ist auch okay. Aber alles, was passiv ist, irgendwie TikTok, irgendwie die ganzen Social-Media-Grümpel, wo man einfach wie ein Gemüse ist und scrollt, das haben wir nicht. Das wird nachher wieder installiert. Und der obere Teil des Bildschirms Das sollte am Schluss etwa sechs sein, nicht mehr. Es gibt nicht viel mehr aktive Apps. Ich habe den Browser, den Writer, den Presenter, Google Maps. Da brauche ich auch noch etwas zu machen. Und Ich weiss es jetzt gar nicht auswendig. Aber der obere Teil des Screens, da hat man eine To-do-Liste. Da kann man Reminders von Google oder Things brauchen. Der obere Teil des Bildschirms sind nur To-Dos. Jedes Mal, wenn man das Telefon aufmacht, sieht man, was man machen sollte. Wenn man keine Lust hat, etwas anderes zu machen, ist man zuerst eingeladen, etwas Aktives zu machen, etwas zu schreiben, etwas zu lesen. Musik höre ich auch dort. Wenn man es nicht aus Langeweile macht, sondern etwas Aktives in meiner Welt. Erst dann, wenn man weiss, was auf LinkedIn oder Mastodon oder TikTok oder sonst irgendein Grümpel passiert, muss man dann diese App suchen. Für mich war das ein enormer Produktivitätsboost. Wie gesagt, ich bin kein Heiliger, habe nicht alles im Griff. Und ich war sehr froh den Tipp eines guten Freundes von mir. Seitdem ist mein iPhone sehr viel produktiver.

Sandro Meyer [01:23:51]:
Danke vielmals für den Tipp. Ist definitiv eine Challenge.

Oliver Reichenstein [01:23:55]:
Ich glaube, mit dem dann

Sandro Meyer [01:23:55]:
so zu leben ist eine Challenge. Für viele jetzt gerade. Aber was ich auch gemerkt habe, ich habe so ein ähnlicher Setup, Was ich auch gemerkt habe ist, ähm, du vergisst es eigentlich nach zwei, drei Tagen. Es ist gar nicht, es ist, es sind einfach irgendwelche Patterns in deinem, wie du dich, ähm, wie du mit dem Telefon umgehst und, und nachher wenn das weg ist, dann ist es einfach weg. Das gleiche mit Webseiten. Ich mache das nicht extra, es klingt immer so creepy, wenn ich das schon mal gesagt habe. Du siehst Leute im Tram, die wirklich frantic Apps auf und zu machen und auf die gleiche Webseite gehen, dreimal nacheinander. Es hat sich gar nichts verändert. Es ist wie ein Tick, wie ein Loop in unserem Gehirn, der sich irgendwie befestigt hat. Man geht immer auf die gleichen Webseiten. Man hat einen Turnus. Man geht auf diese, dann auf diese. Dann klickt man wieder an eine andere App an, schaut das Wetter dreimal an. Es ist recht. Und ich habe einfach gemerkt, Es ist gar nicht so schlimm, dass keine Person das braucht. Wenn es weg ist, ist es weg. Man denkt, es geht

Oliver Reichenstein [01:25:08]:
gar nicht. Man kann auch viele löschen.

Sandro Meyer [01:25:13]:
Einfach, damit man keine Angst hat.

Oliver Reichenstein [01:25:14]:
Aber es ist schon so, dass man die eine oder andere Zeit vertreibt. Das ist okay, Wenn man im Pub dran ist und sich lange hält, kann man schon Aber dieses Modell sehe ich auch häufig. Das sehe ich auch bei mir selbst. Wenn man so elitär ist, muss man das v.a. Mit sich selbst sein.

Sandro Meyer [01:25:30]:
Aha, ja, ja.

Oliver Reichenstein [01:25:32]:
Nicht sagen, es gibt viele Leute, die es gemiessen haben, sie hätten es nie im Griff. Man muss auch sehen, dass man selbst ein Teil des Körpers ist, der in diese Falle tappt.

Sandro Meyer [01:25:43]:
Es ist komisch, dass ich diese App selbst belöschen oder verstecken musste.

Oliver Reichenstein [01:25:47]:
Ich weiss übrigens aus allererster Quelle, dass das alles extra ist. Das ist ja auch Spekulation. Die Unternehmen sind so böse, sie machen das für Sklaven. Ich weiss aus allerbester Quelle, dass das nicht Das sind Designentscheidungen. Ich weiss das von Leuten, die in diesen Unternehmen arbeiten. Meine Frau arbeitete früher für ein Gaming-Unternehmen, für eine japanische, bekannte Gaming-Firma. Sie arbeiten ganz bewusst darauf hin, dass die Kinder süchtig werden. Es ist also nicht Black Hat, Verschwörungstheorie. Gegen das muss man sich auch wehren. Wenn man immer wieder scheitert, muss man sagen, ich wehre mich der Gegner. Und die beste Art, sich zu wehren, ist wirklich, produktiv zu sein. Das heisst nicht einfach, dass man das Gerät wegtut, sondern wenn man das Gerät braucht, man sagt, ich bin produktiv auf diesem Ding. Das finde ich immer gut. Das ist ein Werkzeug, oder? Das ist ein Werkzeug. Ja. Und man muss schauen, dass man nicht selber zum Werkzeug wird.

Sandro Meyer [01:26:39]:
Und als Werkzeug schliessen wir den Bogen nochmal. Tatsächlich, wenn wir alle ein bisschen mehr Makers sind, ist auch ein Telefon als Werkzeug anzuschauen, ob es sich passt. Man kann ja eben auch schreiben auf Apps wie euch. Jetzt am Schluss noch, möchtest du noch irgendwo hinschicken, wo du bis hierhin zugelassen hast, wo man am besten mehr über dich findet, bzw. Was du alles machst?

Oliver Reichenstein [01:27:16]:
Ja, also, ich bin immer etwas schüchtern, aber jetzt haben wir auch...

Sandro Meyer [01:27:20]:
Aber ich habe dich jetzt eingeladen.

Oliver Reichenstein [01:27:21]:
Genau, du hast mich eingeladen. Also, ae.net ist unsere Website und dort finden wir alles. Dort finden wir auch, wenn wir wollen, Newsletters und unsere Apps und Social Media Profile usw. Das finden wir alles dort.

Sandro Meyer [01:27:35]:
Super. Vielen Dank, Oliver, für deine Zeit. Und ja, hoffentlich noch viele, viele mehr Innovationen, die wir von dir und von euch auf unseren Telefon und Laptops begrüssen dürfen. Vielen Dank.

Oliver Reichenstein [01:27:51]:
Vielen Dank für die Einladung.

Sandro Meyer [01:27:52]:
Merci.